Die totale Ent-täuschung!
Sicher hast Du es auch schon erlebt, dass Du von einer Person total enttäuscht warst und dass Du dann diese Person für Deine Gefühle verantwortlich gemacht hast. Getreu dem Motto: „Du hast mich total enttäuscht / ich habe mich in Dir getäuscht und deshalb bin ich jetzt wütend oder traurig.“
Was bedeutet Enttäuschung?
Wenn man sich das Wort „Ent – täuschung“ einmal genauer anschaut (und es mit der Grammatik nicht so genau nimmt) erkennt man, dass es sich hierbei um das Ende einer Täuschung handelt. Eine Täuschung wurde beendet.
Wie kommt es zu Enttäuschungen?
Einer Enttäuschung geht natürlich zunächst einmal die Täuschung voraus und dies geschieht immer dann, wenn man selbst eine ganz bestimmte Vorstellung davon hat, wie ein anderer Mensch sich verhalten bzw. was er/sie tun sollte. Dann errichtet man sozusagen eine Projektionsfläche, die man wie eine Kinoleinwand vor die Realität stellt. Denn eine Vorstellung ist, wie das Wort schon sagt, etwas das man vor … stellt.

Nun steht also unsere Täuschungs-Leinwand vor der Person und somit auch vor deren Realität und während wir nun unseren Wunschfilm auf die Täuschungs-Leinwand projizieren, hat die Person dahinter in den meisten Fällen gar keine Ahnung vom Inhalt unseres Films. Weil wir das, was wir uns von ihr/ihm wünschen nicht klar kommuniziert haben. Wir drehen also unseren eigenen Film, leben in unserer eigenen Vorstellungs-Realität. Denn das meiste spielt sich in unseren Gedanken ab.
In dem Moment, wo jedoch die andere Person die Täuschungs-Leinwand einreißt – sich nicht so verhält, wie wir es uns gewünscht haben – und damit die Vorstellung beendet, erkennen wir die Realität dahinter. Das ist dann das Ende der Täuschung – die Enttäuschung.
Wenn dann die Realität und die Wünsche der anderen Person nicht mit unserem Vorstellungsfilm übereinstimmen bzw. die Person in ihrem eigenen Film die Hauptrolle spielt, dann sind wir traurig oder wütend, weil uns in unserem Film der Hauptdarsteller fehlt…
Wie schütze ich mich vor Enttäuschungen?
Es wird immer wieder vorkommen, dass Du Dir etwas von einem anderen Menschen wünschst, was dieser Dir nicht geben kann. Das ist sein gutes Recht. Genauso wie es auch Dein Geburtsrecht und ich sage sogar Deine Pflicht ist, auf Dich zu achten und es abzulehnen, die Bedürfnisse eines anderen zu stillen, wenn es Dich überfordert oder es sich für Dich einfach nicht gut anfühlt. (Die Bedürfnisse von Säuglingen mal ausgenommen).
Übernimm die Verantwortung
Statt dem Anderen die Schuld für Deine Enttäuschung zu geben, geh´ in die Reflektion. Sei ganz ehrlich zu Dir selbst: War das was da enttäuscht wurde, Dein Bedürfnis, das der andere nicht erfüllt hat? Hast Du ihn wirklich darum gebeten, Dir Deine Bedürfnisse zu erfüllen? Was waren Deine Bedürfnisse in dieser Situation? Hast Du diese klar kommuniziert? Hat Deine Enttäuschung wirklich etwas mit dem Anderen zu tun oder ärgerst Du Dich mehr über Dich selbst?
Sag´ immer mal wieder „Nein“
Jedes Nein zu jemand Anderen ist ein Ja zu Dir selbst und ein Nein ist manchmal die schwierigste doch zugleich auch die liebevollste Antwort.
Wenn Du, zu anderen Menschen auch einmal „liebevoll“ Nein sagst, dann fällt es Dir leichter, das Nein eines anderen auch zu akzeptieren.
Denn wenn Du zu jemanden sagst: „Ich kann Dir Deine Bedürfnisse gerade nicht stillen, weil– ich anderer Meinung bin – ich gerade keine Kraft dafür habe.“ oder was auch immer in dem Moment Dein Grund ist, dann hat das nichts mit der anderen Person zu tun, sondern nur mit Dir und Deinen eigenen Bedürfnissen, denen Du Priorität gibst. So lernst Du nach und nach, dass das Nein, das Dir ein anderer gibt, weil er in dem Moment seinen eigenen Bedürfnissen Priorität gibt, nichts mit Dir persönlich zu tun hat.
Komm immer wieder in die Bewusstheit.
Menschen, die nach Ihrer Wahrnehmung oft von anderen oder gar vom Leben enttäuscht wurden, klagen meist über ein mangelndes Selbstbewusstsein. Es wird Dir jedoch niemals ein anderer Dein Selbstbewusstsein geben oder nehmen können, das kannst nur Du allein. Also werde Dir immer wieder Deiner selbst bewusst. Was sind Deine Wünsche? Was sind Deine Bedürfnisse? Was willst Du? Und dann kommuniziere das! Und zwar klar und deutlich!
Anstatt die Person, die Dich enttäuscht zu verurteilen, sei der Person dankbar! Ja – so unverständlich, wie es jetzt vielleicht klingen mag. Danke der Person, die Dich enttäuscht hat, denn sie hat Dir dabei geholfen Deine eigene Täuschung, die Du selbst erschaffen hast zu beenden, so dass Du nun wieder klar sehen kannst.
Dies ist ein großer Schritt heraus aus dem Opfer-Gefühl.